Peter Handke, einer der herausragendsten Schriftsteller der deutschen Sprache, hat sich über Jahrzehnten hinweg als einzigartiger Erzähler etabliert. Seine Werke, mit Titeln wie „Publikumsbeschimpfung“, „Die Angst des Tormanns beim Elfmeter“ und „Wunschloses Unglück“, sind zu einprägsamen Losungen für mehrere Generationen von Lesern geworden. In den 1960er Jahren prägte Handke das Bild des Schriftstellers als „angry young man“ und Popstar des Literaturbetriebs, der mit kompromissloser Sprache und einer beeindruckenden Vielfalt an Genres – von Prosa über Theaterstücke bis zu Essays und Drehbüchern – auf sich aufmerksam machte.
Doch kaum war er auf den Bestsellerlisten angekommen, zog sich Peter Handke aus dem öffentlichen Trubel zurück, widmete sich dem Reisen und nahm seine Leser mit auf die Reise in den Rhythmus seiner Sprache. Diese ruhigen, tiefgründigen Erkundungen und Begegnungen prägten nicht nur seine Werke, sondern auch seine Wahrnehmung der Welt.
Der Film Bin im Wald kann sein, dass ich mich verspäte, inszeniert von Wim Wenders, begleitet Peter Handke in seiner privaten, von der Öffentlichkeit abgeschiedenen Welt. Im Mittelpunkt steht Handkes Leben in einem abgelegenen Haus in der Pariser Vorstadt, einem Ort, den er als „Rettung“ empfindet. Wenders führt die Zuschauer auf eine visuelle Entdeckungsreise, die Handkes Gedankengänge, seine Auseinandersetzung mit der Welt und die Entstehung seines Werks nachzeichnet. Der Film ist eine subtile und eindringliche Reflexion über das Schreiben als Akt der Wahrnehmung und Selbstfindung, bei dem Handke immer wieder Fragen über Zeit, Raum und Leben aufwirft.
Wenders verwendet dabei unveröffentlichte Polaroidaufnahmen, Einblicke in Handkes Notizbücher und Gespräche mit dem Schriftsteller, um eine intime Porträtaufnahme zu schaffen. Der Film entwirft ein Bild des Schriftstellers, der sich von der Welt zurückzieht, um im Einklang mit der Natur und der Stille seiner Umgebung neue Perspektiven zu finden. In diesen Momenten der Reflexion und der Selbstbeobachtung zeigt Peter Handke, wie er die Grenzen der Realität überschreitet und seine Gedanken in Kunst verwandelt.
Es ist ein Film, der nicht nur Handkes Leben und Werk ergründet, sondern auch die tieferen, oft unsichtbaren Prozesse des kreativen Schaffens beleuchtet. Mit Fragen wie „Was ist jetzt? Wie soll man leben?“ wird der Zuschauer in die Welt von Handkes Philosophie und Kunst hineingezogen. Der Film ist eine Einladung, über das Schreiben und die Wahrnehmung der Welt nachzudenken und einen neuen Zugang zu Handkes einzigartigem Werk zu finden.
Last modified: Januar 27, 2025